Tiefenpsychologische Verfahren

Eine Therapiemöglichkeit zur Behandlung von Depressionen wird durch tiefenpsychologische Verfahren gegeben. Diese resultieren aus Überlegungen von Jung, der sich mit der analytischen Psychologie beschäftigte, Dr. Freud, der sich mit der Psychoanalyse beschäftigte, sowie einer Vielzahl weiterer Therapeuten. Der Sammelbegriff der Tiefenpsychologie umfasst folgende Verfahren:

  • Klassische Psychoanalyse
  • Tiefenpsychologische Gruppentherapie
  • Tiefenpsychologische Psychotherapie
  • Tiefenpsychologische Krisenintervention
  • Tiefenpsychologische Kurzzeittherapie

Diese Verfahren werden im Folgenden beschrieben.

Klassische Psychoanalyse

Dieses Verfahren ist nicht nur unheimlich bekannt, sondern auch die älteste Variante der Psychotherapie. Der Erkrankte soll hier aktiv erzählen und zwar über seine:

  • Empfindungen
  • Gedanken
  • Gefühle
  • Fantasien

Dabei soll er sich keine Gedanken über die Logik, den Sinn oder die Moral seiner Gedanken machen, sondern einfach alles sagen. Der Therapeut hält sich währenddessen ein wenig abseits auf, sodass er nicht im Blickfeld des Erkrankten steht. Durch diese passive Haltung soll dem depressiven Menschen eine bessere Selbstentwicklung ermöglicht werden. Während der Entwicklung nähert sich der Patient verschiedenen Gefühlen und Erinnerungen an, die in der Vergangenheit liegen und bereits lange vergessen oder verdrängt worden sind. Dadurch kommt es bei dem Erkrankten zu einer Veränderung.

Die klassische Psychoanalyse wird mit maximal 5 Sitzungen je Woche durchgeführt. Dabei kann die Sitzungsanzahl gesamt bei einigen hundert Stunden liegen, welche auf einen Zeitraum von maximal 5 Jahren verteilt werden. Dieses Verfahren hat die Zielsetzung, dass die depressive Person sich Stück für Stück dem wahren Problemkern nähert. Dabei liegt das Augenmerk nicht darauf, verschiedene Symptome des Patienten zu heilen. Wichtiger ist, dass der Erkrankte eine Reifung erlebt, eine grundsätzliche Einsicht erhält und an seiner Persönlichkeit arbeiten und diese weiterentwickeln kann. Dadurch sollen die Krankheitsauslöser aufgearbeitet und verstanden werden. So kann sie der Patient schließlich verarbeiten und einen besseren Umgang mit ihnen erhalten.

Derzeit stellt die klassische Psychoanalyse rund sieben Prozent der gesamten tiefenpsychologischen Verfahren dar. Wenn ein Gutachten erstellt wurde, werden die Kosten des Verfahrens gegen Depressionen von der Krankenkasse mit derzeit maximal 300 Stunden übernommen. Damit die Krankenkasse die Sitzungen bezahlt, muss also der zuständige Psychoanalytiker erklären, warum diese Therapie für den Patienten notwendig ist, und daraus einen umfangreichen Bericht machen.

  • Tiefenpsychologische GruppentherapieDer ursprüngliche Gedanke der psychoanalytischen Gruppentherapie war es, so vielen depressiven Menschen ein Therapieangebot zu bieten, wie es nur möglich ist. Mittlerweile hat sich das geändert und die Gruppentherapie wird bei verschiedenen Störungen und Problemen ganz bewusst eingesetzt. Um den Erfolg der Therapie zu sichern, muss der Patient auf jeden Fall motiviert und offen sein, der Gruppe seine Gedanken preiszugeben. Außerdem ist es wichtig, dass er sich als Mitglied dieser Gruppe betrachtet. Bei der Behandlung betrachtet der Therapeut üblicherweise die ganze Gruppe und sagt in den meisten Fällen auch nur Dinge bezüglich der Situation der ganzen Gruppe. Es ist die Ausnahme, dass sich der Therapeut während einer Gruppentherapie einer einzelnen Person zuwendet. Man könnte sagen, dass das gesamte Verfahren durch eine gesamte Gruppe stattfindet. Diese setzt sich üblicherweise aus fünf bis zehn Mitgliedern zusammen, welche sich einmal oder zweimal wöchentlich treffen. Die Dauer eines Treffens beträgt üblicherweise 1 ½ Stunden. Es erfolgt eine Kostenübernahme dieses Verfahrens von Seiten der Krankenkasse.
     
  • Tiefenpsychologische PsychotherapieZu dem Verfahren der psychoanalytischen Psychotherapie wird einem Patienten vor allem geraten, wenn der Arzt wegen verschiedener Persönlichkeits- sowie Krankheitsbilder meint, die richtige Vorgehensweise sei ein Ansatz der Therapie an derzeitigen Belastungen und Problemen des Patienten. Die jeweilige Lebensgeschichte des Erkrankten ist dabei nicht im Fokus, sondern wird lediglich als Hintergrundinformation bei aktuellen Problemen betrachtet. Ziel der psychoanalytischen Psychotherapie ist es, derzeitig vorherrschende Beschwerden zu bessern oder im Idealfall vollständig zu beseitigen. Dabei wird es nicht erstrebt, die Persönlichkeitsstruktur des Patienten stark zu ändern. Bei diesem Verfahren sitzen sich der Therapeut und der Erkrankte gegenüber. Ihre Beziehung modelliert dabei Lebensarten und Beziehungen der Realität.

    Diese Therapie setzt sich auch aus mehreren Sitzungen zusammen, welche einmal oder zweimal wöchentlich durchgeführt werden. Die Dauer einer solchen Sitzung beträgt 50 Minuten. Dabei gibt es insgesamt zwischen 50 und 100 Treffen. Es erfolgt eine Kostenerstattung dieses Verfahrens durch die Krankenkasse. Bei der psychoanalytischen Psychotherapie handelt es sich um eine erfolgreiche Therapie, um depressive Erkrankungen zu behandeln, was mittlerweile auch durch Beweise der Wissenschaft aufgezeigt werden konnte. 
  • Tiefenpsychologische KriseninterventionDas Verfahren der psychoanalytischen Krisenintervention wird bei Krisensituationen durchgeführt, wenn eine Person nicht zu der Bewältigung einer Ausnahmesituation in der Lage ist und als Folge davon Depressionen bekommt. In diesen Fällen ist äußerst häufig die Hilfe von einem Therapeuten gefragt, der sofort einschreiten muss. Es ist wichtig, dass die Situation für den Erkrankten geklärt wird. Außerdem benötigt er Hilfe bei der Strukturierung. Im Vordergrund steht jedoch die Gewinnung eines Gesprächspartners, welchem der Patient von der Situation erzählen kann und dem er vertraut. Aufgabe des Therapeuten ist es dabei, Verständnis für den Patienten aufzubringen und ihm zu zeigen, dass er ihn und seine Gedanken und Gefühle versteht.

    Eine psychoanalytische Krisenintervention dauert lediglich ein paar Sitzungen lang. Häufig kommt im Anschluss an dieses Verfahren jedoch eine Psychotherapie über längere Zeit auf den Patienten zu.
     
  • Tiefenpsychologische KurzzeittherapieBereits als man damit begonnen hat, Psychoanalysen durchzuführen, gab es auch das Angebot der psychodynamischen Kurzzeittherapie. Bei diesem Verfahren wird an einem gewissen Problem angesetzt, welches sich im anfänglichen Verlauf der Therapie aufzeigt. Dieses Problem soll bearbeitet werden. Vergleicht man Kurzzeittherapie mit weiteren Therapien, so fällt vor allem auf, dass hier lediglich zwischen 10 und 40 Sitzungen durchgeführt werden. Wenn ein Mensch an einer Depression erkrankt ist, wird dieses Verfahren relevant, wenn sie durch eine Krise ausgelöst wird, welche man begrenzen kann. Dies wäre beispielsweise eine Scheidung.

    Eine Kostenerstattung der psychodynamischen Kurzzeittherapie erfolgt ebenfalls durch die Krankenkasse. Hierbei ist lediglich ein kürzeres Gutachten notwendig. Bezahlt werden dann aber maximal 25 Sitzungen. Private Krankenkassen haben hier ein anderes Vorgehen. Ein Teil der privaten Kassen ist bereit immer eine vorgegebene Menge Sitzungen zu bezahlen, andere benötigen zuerst die Erstellung eines Gutachtens. 
  • GemeinsamkeitenDie beschriebenen tiefenpsychologischen Verfahren haben eine Gemeinsamkeit: Alle wirken, mal mehr, mal weniger, nach dem Prinzip der Übertragung. Damit ist gemeint, dass der Erkrankte eine Beziehung zu seinem Arzt aufbaut und dadurch vergangene Beziehungen noch einmal durchlebt. So kann der depressive Mensch alles was mit dieser Beziehung zusammenhängt, also alle Empfindungen, Gefühle, Phantasien und Gedanken, auf seinen Arzt übertragen. Alternativ trifft es bei der Gruppentherapie natürlich die Gruppe. So kann der Patient im Therapieverlauf verschiedene Einsichten gewinnen, die die vergangenen Probleme und Auslöser betreffen. Er kann lernen sie zu verstehen und durch eine Bewältigung dieser eine Verbesserung seines derzeitigen psychischen Zustandes erwirken.
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